In der dynamischen Arbeitswelt sind langjährige Berufserfahrung und ein reicher Erfahrungsschatz zumeist unbezahlbar. Dennoch stehen erfahrene Bewerber:innen nach Jahrzehnten im selben Betrieb bei einem Stellenwechsel häufig vor großen Herausforderungen.
Über viele Jahre war die berufliche Entwicklung eng mit der individuellen Karriereplanung im Unternehmen verknüpft. Talent-Management wurde als fester Bestandteil im Programm von Unternehmen wahrgenommen. In ein und demselben Unternehmen Karriere zu machen und schließlich dort in Pension zu gehen, galt durchaus als anzustrebendes Ziel.
Auf dem Arbeitsmarkt kann man momentan allerdings beobachten, wie sich dieser Trend verändert.
Der Anteil an Bewerber:innen, die nach langjähriger Unternehmenszugehörigkeit auf Stellensuche sind, steigt. Dies hat sicherlich unterschiedliche Gründe, wie schlankere Organisationsstrukturen und nachhaltige Veränderungen im Umgang mit Top-Führungspositionen. Sich hier behaupten zu müssen, stellt oft eine Herausforderung dar.
Wenn nach mehr als 10 Jahren, in denen Leistungen im Arbeitsalltag ständig sichtbar waren, ist die Fähigkeit, sich selbst zu vermarkten verständlicherweise häufig ein wenig eingerostet. Im Regelfall erkennen potenzielle neue Vorgesetzte oder die HR-Abteilung besondere Leistungen und Beiträge zum Unternehmenserfolg nur, wenn diese im Laufe des Bewerbungsprozesses richtig kommuniziert und hervorgehoben werden.
Dies führt auch immer wieder dazu, dass ein Job nicht übergangslos dem nächsten folgt, was sich oftmals in Lebensläufen in unzureichend behandelten “Lücken” äußert.
Es zeigt sich uns immer wieder, dass Arbeitgeber:innen und besonders KI-basierte Personalmanagement-Systeme auf Grundlage bestimmter Annahmen agieren. Beispielsweise hätten betriebstreue Bewerber:innen einseitige Erfahrungen.
Dadurch werden diese häufig bereits früh aus dem Prozess ausgeschlossen und nicht zu Gesprächen eingeladen und haben dadurch keine Möglichkeit ihre umfassenden Kompetenzen zu präsentieren und zu überzeugen.
Ist es gelungen, mit Kompetenz und Erfahrung zu überzeugen, ist auf den Onboarding-Prozess noch mehr Aufmerksamkeit als üblich zu richten. Man kann hier wahrnehmen, dass die Anpassung an eine andere Unternehmenskultur, -sprache und -werte eventuell auch Branche, auch Top–Kandidat:innen herausfordert.
Dennoch überwiegt der durch ihre Erfahrungen entstehende Vorteil den damit verbundenen Aufwand. Der dadurch verbundene erhöhte Aufwand wird durch die gewonnene Erfahrung mehr als kompensiert. Denn typischerweise wird von Personen, die jahrzehntelang in einer Organisation tätig waren, verstärkt Fokus auf das Wohl des Unternehmens als auf die eigene Karriere gelegt.
Der Lebenslauf spiegelt nicht nur die Vergangenheit, sondern auch das Potenzial für die Zukunft wider.
Wie ein gut verwurzelter Baum mit etwas Vorbereitung verpflanzbar ist, so sind auch gut verwurzelte Kandidat:innen in der Lage, sich erfolgreich in neue berufliche Umgebungen einzufügen